Wissenswertes über Spechte (Picidae)
Von den 8 heimischen Spechtarten haben insbesondere 4 große Schwierigkeiten, mit unserer derzeitigen Umwelt zurecht zu kommen. Grünspecht und Wendehals leiden unter dem Rückgang der Streuobstwiesen und dem Verlust an Ameisenvölkern.
Morsche Stämme werden von Spechten zum Höhlenbau genutzt. Bei Stürmen brechen die Bäume gerne in der Höhe der Spechthöhle. Aus ökologischem Unverständnis stempelte man Spechte daher früher zu Forstschädlingen ab. Dem Weißrückenspecht fehlen die Laubbäume, die der Fichte weichen mußten, und der Mittelspecht ist davon bedroht, nicht mehr genügend Eichen in der für ihn lebensnotwendigen Altersklasse im Brutrevier zu finden. Spechte sind echte Spezialisten hinsichtlich ihres Nahrungserwerbes. Dies betrifft nicht nur die außerordentliche Geschicklichkeit, mit der sie Wirbellose an Stamm, Ästen, Zweigen oder Blättern erbeuten sondern auch ihre Geschicklichkeit, die Jungvögel anderer.
Gelegentlich werden auch Schrebergärten mit Wochenendhäuschen von Spechten aufgesucht.
Weniger bekannt ist, daß Spechte früher wegen ihrer Arbeit an krankem, morschen oder faulen Holz als Forstschädlinge verrufen waren, da durch das Eindringen von Wasser der Stamm schnell an Marktwert verlor oder nach Windböen und Stürmen die Bäume bevorzugt in Höhe der Spechthöhlen brachen. Spechtbäume wurden daher aus dem Wald entfernt. Diese Zeiten sind heute gottlob vorbei und viele Forstbedienstete mühen sich redlich um den Erhalt der Höhlenbäume. Nicht viel anders war die Situation in den Obstbäumkulturen. Lediglich in den großen oft auch nur mit Mühe zu pflegenden Streuobstbeständen mit ihren alten Hochstämmen gab es noch ausreichend Möglichkeiten zum Erhalt alter und zum Bau neuer Höhlen. Zählreiche Grundstückseigentümer sehen heute im Erhalten ihres Spechtbaumes eine wichtige Aufgabe, gibt er doch vielen nachtaktiven Insekten, aber auch Eulen und Kleinsäugern und Vögeln Tagesunterstand, Ruheplatz oder Brutmöglichkeit. Trotz des Verständnisses für Spechte insgesamt, gibt es auch Probleme. So z. B., wenn sie in Kleingartenanlagen und Wochenendgrundstücken die Häuschen aufsuchen und dort an Fenstern und Türen Spinnen, Insekten oder Fressbares suchen. Beim Probeklopfen finden sie gelegentlich Futter oder einen besonders attraktiven Klangkörper, wie eine Verbundholztür, die sie an hohle Äste erinnert und der dann zum regelmäßigen Besuch lockt. Entsprechend bearbeitet sehen dann solche Türen aus. Dabei ist es nicht selten, daß Eigentümer zunächst an einen Einbruchsversuch denken und den Polizeiposten verständigen. Auch moderne Werkstoffe scheinen auf Spechte eine nicht zu zügelnde Anziehungskraft besitzen zu können. Hohlblock und Gasbetonbausteine können gelegentlich bei Spechten einen ungeahnten Arbeitseifer auslösen, der zu erheblichen Beschädigungen von Mauerwerk führt. Aber nichts scheint bei Spechten so beliebt zu sein wie hohl klingende Fassadenverkleidungen oder moderne Isolierputze. Sind so isolierte Wände gar noch in der Nähe von Parkanlagen oder Grünbeständen über einzelne hohe Bäume zu erreichen, dann sind Probleme geradezu vorprogrammiert. Gerne beginnen Spechte dann ihre Arbeit in der Nähe der Hausecken ab 4 – 5 m Höhe oder unterhalb von Fenstern, Dachvorsprüngen und ähnlichem. Ohne Aufstellen eines Gerüstes oder zumindest einer fahrbaren Arbeitsbühne, lassen sich die Spechtlöcher meist nicht schließen.
Besonders ärgerlich ist dies, da dadurch die Behebung der Schäden oft recht aufwendig wird und schnell mehrere Zehntausend Deutsche Mark betragen kann. Durch Bänder und Attrappen lassen sich die Spechte meist nur kurzfristig vertreiben. Der Wegfang ist nahezu aussichtslos, da sich die Spechte nur schlecht fangen lassen und bei erfolgreichem Entfemen der Altvögel die vorhandenen Lücken schnell von vagabundierenden Einzelvögeln ersetzt werden. Nach der Brutzeit nehmen die Spechtbesuche ab und kommen im Sommer und Herbst zum Erliegen, um dann mit dem Eintritt der Balz erneut zuzunehmen. Das Abspannen der beschädigten Flächen hat noch am ehesten Aussicht auf Erfolg. Solange jedoch die alten Bäume als „Trittsteine“ für die Spechte zu ihrer Klangattrappe erhalten bleiben, muß immer wieder mit Spechten am Haus gerechnet werden. Bevorzugte Befallsstellen sind Ecken und Kanten der Hauswände. Erste Untersuchungen haben gezeigt, daß sich durch die Verstärkung der Kanten ein gewisser Abwehreffekt zu zeigen scheint. Auch das Unterlegen von Metallgittern von ca. l m ab der Hauskante scheint den Spechten nach einigen Probeschlägen die Freude am Zimmern zu nehmen. Sofern jedoch durch alte Bäume weitere potentielle Klangwände erreichbar sind, werden die Aktivitäten jedoch nur um 30 bis 100 m verlagert. Unbeschädigt bleiben meist die klassischen Mineral-(Zement-) putze. Wie bei vielem ist auch bei Spechtschäden das Vermeiden von Schaden das Effektivste. Hierzu gehören vordringlich: Hohe Bäume nicht in die unmittelbare Nähe von Gebäuden pflanzen
keine Gebäude in alten Baumbeständen errichten
Freiflächen zwischen Gebäuden und Baumbeständen erhalten
keine klangaktiven Putze (Styropor u.a.) in Problembereichen verwenden
Vorbeugend sollten an Gebäuden in Parkanlagen die klassischen Mineral-(Zement-)putze verbaut werden
WP Glossary Term Usage
DEZ
2013